Länder auf der Flucht: Niederlande

Emanuel Fuchs wurde 1918 geboren. Er lebte mit seiner Familie im 2. Wiener Gemeindebezirk, wo er die Schule besuchte und sein Vater eine Buchbinderei betrieb. Nach dem ‚Anschluss‘ wurde Fuchs verhaftet und kam zunächst in den ‚Notarrest‘ in der Kenyongasse. Später kam er in das KZ Dachau, wo er einige Wochen in Haft war, bevor er nach Wien zurückkehrte und gezwungen wurde das Land zu verlassen. Mit einem Freund gelang es Fuchs – über Deutschland, Amsterdam und Belgien – in die USA zu emigrieren. Nach seinem Dienst bei der US Army lebte Fuchs in New York und arbeitete als Juwelier.
Kurt Golberger wurde 1925 in Wien geboren und wuchs im 1. Wiener Gemeindebezirk auf. Seine Eltern und er mussten nach dem ‚Anschluss‘ 1938 aus ihrer Wohnung ausziehen. Goldbergers Mutter flüchtete 1939 nach Großbritannien, wohin Goldberger ihr mit einem Kindertransport nachfolgte. Die beiden emigrierten im April 1944 in die USA, wo sie auch wieder mit dem Vater zusammentrafen, der schon zuvor dorthin geflüchtet war. Goldberger arbeitete 21 Jahre lang für die Organisation B'nai B'rith und setzte sich dort für Minderheitenrechte ein. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in New York City.
Gertrud Kissiloff wurde 1923 als Gertrud Nachtigall in Wien geboren, wo sie im 2. Wiener Gemeindebezirk aufwuchs. Ihr Vater wurde nach dem ‚Anschluss‘ 1938 verhaftet, woraufhin Kissiloff zur Gestapo ging und seine Freilassung erwirken konnte. Im März 1939 flüchtete Kissiloff gemeinsam mit ihrem Bruder mit einem Kindertransport nach Schottland. Ihre Eltern folgten ihnen einige Monate später nach und im Oktober 1940 emigrierte die Familie in die USA. Kissiloff studierte an der Cooper Union und arbeitete nach ihrem Abschluss als Grafikerin. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in New York City.
Kurt Schoen wurde 1915 in Wien geboren. Er lebte mit seiner Familie im 20. Wiener Gemeindebezirk und studierte an der Universität Wien Medizin. Nach dem ‚Anschluss‘ musste Schoen sein Studium abbrechen. Er floh im September 1938 in die Niederlande, wo ihn die Polizei ins Deutsche Reich zurückschickte. Nach zweiwöchiger Haft gelang es ihm, erneut in die Niederlande zu flüchten und von dort aus in die USA auszureisen. Mit kurzer Unterbrechung in Zürich, wo er sein Medizinstudium wiederaufnahm, lebte Schoen fortan in New York, wo er ein medizinisches Labor betrieb.
Trudie Solarz wurde 1931 als Gertrude Braun in Graz geboren. Sie verbrachte ihre ersten Lebensjahre in Kärnten, wo ihr Vater eine Reihe kleiner Warenhäuser betrieb. Solarz‘ Vater wurde während der Novemberpogrome 1938 verhaftet und nach Dachau deportiert. 1939 konnte die Familie nach London flüchten. Im August 1940 emigrierte die Familie auf einem Kindertransport-Schiff in die USA, wo sie sich in Philadelphia niederließ. Solarz arbeitete hauptsächlich als Sekretärin und hielt zahlreiche Vorträge über ihre Fluchterfahrungen. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte sie in Levittown, Pennsylvania.
Alisa Tennenbaum wurde 1929 als Liselotte Scherzer in Wien geboren und wuchs im 20. Wiener Gemeindebezirk auf. Nach dem ‚Anschluss‘ 1938 musste sie die Schule verlassen, ihr Vater wurde verhaftet und im KZ Dachau interniert. Nach seiner Freilassung konnte er nach Großbritannien flüchten, Tennenbaum folgte ihm im August 1939 mit einem Kindertransport. Sie lebte in einem Kinderheim in Windermere, bevor sie 1945 zu ihrem Vater nach Glasgow zog. Ihre Mutter blieb in Wien und überlebte mehrere Lager. 1949 emigrierte die Familie nach Israel. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Tennenbaum in Beit Herut.