Wiener Bezirke: 20. Bezirk
John Fischer wurde 1909 als Hans Fischer in Wien geboren, wo er im 20. Wiener Gemeindebezirk lebte und in einer Metallwarenfabrik arbeitete. 1938 wurde er bei einem Zahnarztbesuch von einem Polizisten verhaftet und daraufhin in der Rossauer Kaserne, im Gestapogefängnis Karajangasse und im Landesgericht Wien inhaftiert. Nach seiner Freilassung floh er gemeinsam mit seiner Frau nach Frankreich; von dort aus flohen die beiden im Februar 1940 in die USA. Nach Ableistung seines Militärdienstes arbeitete Fischer als Handelsvertreter. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in Deerfield Beach, Florida. |
Josef Kohn wurde 1925 in Wien geboren und lebte mit seinen Eltern im 20. Bezirk. Nach dem ‚Anschluss’ trat er dem Hashomer Hatzair bei, durch den er als Teil des sogenannten „Kladovo-Transportes“ aus Österreich flüchten konnte. Kohn gehörte zu einer kleinen Gruppe, die diesen Transport überlebte und im März 1941 in Palästina ankam. Seine Eltern überlebten nicht. Kohn war später im Kibbuz Gan Shmuel in verschiedenen Bereichen tätig, bevor er sich der Arbeit mit Jugendlichen widmete, was ihn in den 1970er-Jahren auch einige Jahre nach Wien führte. Heute lebt er in Israel. |
Otto Nagler wurde 1920 in Wien geboren und lebte mit seiner Familie im 20. Bezirk. Dort besuchte er die Volksschule und – noch während der Zeit des ‚Anschlusses’ – das Realgymnasium. Durch seine Mitgliedschaft in einer zionistischen Jugendorganisation konnte er 1939 nach Palästina fliehen. Seinen Eltern gelang es nach Italien zu entkommen, wo sie während des Krieges lebten. Nachdem Nagler ein Studium am Technion in Haifa absolviert sowie seinen Militärdienst beendet hatte, war er im Bewässerungswesen und in der Entwicklungshilfe tätig – sowohl in Israel als auch weltweit. Heute lebt er wieder in Israel. |
Kurt Schoen wurde 1915 in Wien geboren. Er lebte mit seiner Familie im 20. Wiener Gemeindebezirk und studierte an der Universität Wien Medizin. Nach dem ‚Anschluss‘ musste Schoen sein Studium abbrechen. Er floh im September 1938 in die Niederlande, wo ihn die Polizei ins Deutsche Reich zurückschickte. Nach zweiwöchiger Haft gelang es ihm, erneut in die Niederlande zu flüchten und von dort aus in die USA auszureisen. Mit kurzer Unterbrechung in Zürich, wo er sein Medizinstudium wiederaufnahm, lebte Schoen fortan in New York, wo er ein medizinisches Labor betrieb. |
Fred Sterzer wurde 1929 geboren und lebte mit seiner Familie im 20. Wiener Gemeindebezirk. 1942 mit seiner Familie nach Theresienstadt verschickt, wurde er später mit seiner Mutter und seinem an Diabetes erkrankten Bruder nach Auschwitz deportiert. Er kam schließlich in ein Außenlager des KZ Groß-Rosen, wo er im Mai 1945 befreit wurde. Seine Eltern wurden ermordet. Sterzer kehrte zurück nach Wien, wo er maturierte, und emigrierte mit seinem Bruder 1947 in die USA. Dort studierte er Physik und gründete später ein Forschungslabor. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte er in Princeton, New Jersey. |
Alisa Tennenbaum wurde 1929 als Liselotte Scherzer in Wien geboren und wuchs im 20. Wiener Gemeindebezirk auf. Nach dem ‚Anschluss‘ 1938 musste sie die Schule verlassen, ihr Vater wurde verhaftet und im KZ Dachau interniert. Nach seiner Freilassung konnte er nach Großbritannien flüchten, Tennenbaum folgte ihm im August 1939 mit einem Kindertransport. Sie lebte in einem Kinderheim in Windermere, bevor sie 1945 zu ihrem Vater nach Glasgow zog. Ihre Mutter blieb in Wien und überlebte mehrere Lager. 1949 emigrierte die Familie nach Israel. Zum Zeitpunkt des Interviews lebte Tennenbaum in Beit Herut. |